Die digitale Motivation – Ein Bericht

Es ist Sandras erster Arbeitstag. Sie wurde eingestellt, um in einem international tätigen, mittelständischen Unternehmen mit ca. 2.000 Mitarbeitern eine einheitliche technische Plattform für die interne und externe Kommunikation zu schaffen. Sie wurde speziell ausgewählt, weil sie auf der einen Seite sehr kommunikativ ist. Auf der anderen Seite bringt sie viel Erfahrung im Bereich Marketing mit und glänzt durch sehr spezielle technische Kenntnisse. Mit diesen Kenntnissen ist sie fast allein im Unternehmen, denn die meisten Kollegen setzen auf eine viel ältere Technik. Aber auch sie sind interessiert, was Sandra so »drauf hat«. In ihrem Bewerbungsgespräch konnte sie mit ihren Ideen und Vorstellungen alle Teilnehmer – auch aus der Geschäftsleitung – überzeugen. Schon Wochen vor ihrem ersten Tag wurden die Mitarbeiter auf Sandras Kommen vorbereitet. Die Geschäftsleitung schwärmt von der hohen Innovationskraft, die mit ihr in das Unternehmen kommt. »Wir sind sehr stolz, dass wir sie als internationale Expertin für diese Aufgabe gewinnen konnten«, ist der Satz, den man von der Geschäftsleitung jeden Tag hörte.

Ja, die Geschäftsleitung ist wirklich stolz darauf. Das darf sie auch sein, denn es war ein hartes Stück Arbeit, Sandra davon zu überzeugen, ihren Job in Boston aufzugeben und nach Deutschland zu kommen. Zwar ist Sandra gebürtige Deutsche, hat aber schon früh begonnen, international zu arbeiten. Zahlreiche Fachvorträge haben sie immer wieder in die USA oder nach Indien geführt. »Wenn man so häufig unterwegs ist, dann sucht man sich zum Leben am besten einen Ort, von dem aus man gut reisen kann«, meinte sie einmal in einem Interview mit einem Fachmagazin. Die Geschäftsleitung hat sie davon überzeugt, dass ihr gerade die kurzen Entscheidungswege bei ihrem neuen Arbeitgeber eine riesige Chance bieten. Jeder Geschäftsführer werde jederzeit ein offenes Ohr für sie haben und sie bei ihrem Vorhaben unterstützen. Da Sandra in den letzten Jahren sehr viele kürzere Projekte umgesetzt hat, ist sie froh, jetzt einmal an eine Aufgabe zu kommen, die längerfristiger geplant ist. Deshalb spielt es keine Rolle, dass sie für den Weg zum größten internationalen Flughafen Deutschlands mit dem Zug fast eine Stunde benötigt. Sehr motiviert kommt sie am Morgen an und beginnt ihren ersten Arbeitstag. Sie wird persönlich von einem der Geschäftsführer empfangen und nach einem einstündigen Gespräch in die Fachabteilung begleitet, der sie zugeordnet wurde: Vertrieb und Marketing. Dort angekommen erkennt sie gleich jemanden wieder, den Marketingleiter, der bei ihren Bewerbungsgesprächen stets anwesend war, aber nicht wirklich viel dazu beigetragen hat. Nach ein paar Minuten sitzt sie schon an ihrem Arbeitsplatz. Ein angenehmes Einzelbüro, nebenan sitzt die Sekretärin des Marketingleiters und einen Raum weiter der Marketingleiter selbst. Der Rest der ca. 30 Mitarbeiter ist in zwei Großraumbüros aufgeteilt, die jeweils von zwei Teamleitern geführt werden. Zur Begrüßung hat sich das ganze Team etwas Nettes einfallen lassen.

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Creative Commons LizenzvertragDie digitale Motivation – Ein Bericht von Markus Wolf ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.

Design: Sonja Leppin
Illustrationen: Susanne Kasper

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