Eine Strategie gegen den IT-Fachkräftemangel
Die Diskussionen rund um den IT-Fachkräftemangel mitsamt seinen gravierenden Folgen sind allgegenwärtig und werden allmählich in ihrer Ausprägung lästig. Statistiken und Berichte dazu, zum Beispiel vom Branchenverband BITKOM oder von der politischen Ebene der Europäischen Kommission, sorgen für eine andauernde Alarmierung – und das mit Recht. Wir haben es mit nicht weniger als einem der gravierendsten Probleme für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und zusätzlich in weiteren europäischen Ländern zu tun. Dennoch hält sich der Eindruck, dass sich kaum etwas an den Verhaltensmustern der Bedarfsträger ändert und dass es an Strategien zur Bekämpfung des Problems mangelt.
Die Frage, wie man strukturell gegen den IT-Fachkräftemangel vorgehen kann, verhallt regelmäßig. Weitergehen wie bisher kann es sicherlich nicht, aber das gesteht sich offenbar niemand so richtig ein. Ein Umstand, der nicht leicht zu verstehen ist, allein schon weil der deutschen Wirtschaft bereits heute, und auch zunehmend in den kommenden Jahren, durch den IT-Fachkräftemangel Potenziale für Wachstum entgehen. Im Jahr 2010 blieben laut BITKOM 28.000 Stellen für IT-Profis in Deutschland unbesetzt. Das Beratungsunternehmen Empirica prognostiziert im Auftrag der Europäischen Komission, dass rund 900.000 Arbeitsplätze in Europa bis 2020 unbesetzt bleiben werden, und das vor allem im so geschätzten High-End-Segment des Marktes.
Glaubt man den Prognosen, hat der IT-Markt in Deutschland in den nächsten Jahren einen zunehmenden Wachstumsbedarf und generiert dadurch eine hohe Nachfrage nach Fachkräften. Das Angebot, also beispielsweise der Zufluss an neuen ITK-Fachkräften aus Universitäten und anderen Bildungssystemen, kommt nicht entsprechend nach. Wir befinden uns also in einer Krise, die manche bereits deutlich spüren. Chefs und HR-Verantwortliche in Unternehmen finden einfach nicht die passend qualifizierten Personen für ihre ausgeschriebenen Stellen. Eine Krise, für die sich Menschen außerhalb der Unternehmen leider kaum interessieren, weshalb die politische Willensbildung nicht in dem notwendigen Maß erfolgt. Keine der deutschen Parteien behandelt den Fachkräftemangel bisher als ein Top-Thema.
Aber mit welchen Strategien kann man gegen den IT-Fachkräftemangel vorgehen? Nun, da gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten. Zum einen können weiterhin zusätzliche Fachkräfte aus dem Ausland im deutschen Arbeitsmarkt andocken. Zum anderen können die Potenziale in Deutschland durch Qualifizierung verbessert werden. Die Europäische Kommission hat die bestehenden und weiter wachsenden Probleme inzwischen erkannt und versucht, durch eine »Grand Coalition for Digital Jobs« politisch gegen die Krise vorzugehen. Dieser Maßnahmenkatalog umfasst eine inzwischen große Anzahl an »Pledges«, also Vereinbarungen, von Firmen und Organisationen, mit denen gegen den IT-Fachkräftemangel vorgegangen werden soll. Eine solche Maßnahme ist der kommende EU-Standard e-Competence Framework (e-CF). Bei konsequenter Anwendung des e-CF wird eine deutlich bessere Integration von ausländischen IT-Fachkräften in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglicht und die Transparenz und Anerkennung von Qualifikationen und Zertifizierungen wird mindestens europaweit verbessert.
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