Gute Ideen kommen nicht von ungefähr. Nicht nur Methoden, Tools und die richtige Kommunikation fördern einen Denkprozess mit kreativem Output. Auch die Art der Gestaltung von Büroräumen ist ein Indikator für gelungene Unternehmenskultur. Sie können entscheidender Motivationsfaktor und erfolgreiches Employer Branding sein.
Große Unternehmen wie Google, Microsoft oder Adidas machen es vor, und durch die etablierte Arbeitswelt zieht ein tiefes Raunen: Da passiert was. Neue Anforderungen. Neue Gegebenheiten. Plötzlich strömt eine neue Generation an die Arbeitsplätze, die mehr Wert auf offene Arbeitsräume, Flipcharts, Post-its und frisches Obst legt als auf das Eckbüro und die eigene Sekretärin. Plötzlich sitzen junge Menschen in den Büros, die ihre E-Mails auf das private Smartphone synchronisieren möchten und mit ihrem Laptop gern auch mal von der Cafeteria oder dem sonnigen Innenhof aus arbeiten wollen. Dabei muss sich jetzt nicht jedes Unternehmen eigene Fitness-Studios und eine Rutsche, die mehrere Stockwerke verbindet, anschaffen. Auch im kleinen Maßstab kann jede Organisation ihr Arbeitsumfeld so gestalten, dass sich Mitarbeiter wohl fühlen, gerne kommen, erfolgreich zusammenarbeiten und neue Innovation schaffen.
Von Familienfotos, Topfpflanzen und flexiblen Arbeitsplätzen – Dos und Don’ts für eine bessere Arbeitsatmosphäre
»Wir machen jetzt Open Space!«, verkündete der Geschäftsführer, und in einer dreimonatigen Umbauphase wurden sämtliche Wände eingerissen, alle festen Arbeitsplätze aufgelöst, Aktenschränke und Ablagen durch mobile Rollcontainer ersetzt. Nach der Sommerpause erwartete die Mitarbeiter dann ein großer, offener Raum, die leeren Schreibtische noch nicht einmal durch Cubicles voneinander getrennt. Die lieb gewonnene Topfpflanze und das Familienfoto waren verschwunden. Modern und trendig sah das neue Büro schon aus, aber wie nicht anders zu erwarten, war die Reaktion der Belegschaft alles andere als euphorisch: »Ich kann mich hier nicht konzentrieren. Alles viel zu laut«, »da kann mir doch jeder in den Bildschirm schauen«, »da höre ich ja alle Telefongespräche meiner Kollegen mit«, waren nur einige Klagen, die der arme Geschäftführer zu hören bekam. Dabei war die Intention der Geschäftleitung noch nicht einmal schlecht: Durch die offenen Räume sollte das Miteinander gestärkt werden, die Teams sollten besser zusammen arbeiten, die Kommunikationswege kürzer werden. Doch was war schief gelaufen?
Wände und Nicht-Wände – Kommunikation vs. Breakout-Zones
Offene Arbeitsräume ohne jegliche Abtrennung sind das eine Extrem. Das andere sind lange Gänge und Flure, von denen links und rechts geschlossene Türen abgehen, hinter denen ein bis drei Mitarbeiter ihr Büro haben. Weder das eine noch das andere ist optimal, um eine produktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Viel interessanter – und dieses Gedankenspiel kann jeder einmal durchführen – ist, welche Arten von Arbeit und welche Arten von Kommunikation im eigenen Büro denn stattfinden: Welche Mitarbeiter haben lange Zeiten, in denen sie voll
und ganz konzentriert arbeiten wollen? Wer telefoniert viel? Welche Teamleiter oder Abteilungsleiter führen viele Gespräche? Sind es eher Vier-Augen-Gespräche oder kleinere Gruppen, in denen diskutiert wird? Wie oft finden Versammlungen im großen Plenum statt?
Exerziert man dieses Gedankenspiel einmal durch, so kristallisieren sich ziemlich schnell mindestens vier Kommunikations-Modalitäten heraus: (1) Konzentration/Thank-Tanks, (2) Telefonate/Vier-Augen-Gespräche, (3) Meetings, (4) Plenum/Events. An diesen vier oder auch mehr Kommunikations-Modalitäten sollte eine Bürogestaltung orientiert sein. Das heißt, der Open Space sollte mindestens durch kleine »Telefonkabinen«, Besprechungsräume, eine Gemeinschaftküche oder einen anderen Ort der Zusammenkunf ergänzt werden. Gleiches
gilt für Büro-Setups mit kleinen Gemeinschaftbüros oder den klassischen eigenen vier Wänden.
Weiterlesen – Das komplette neunte Kapitel
Das komplette Kapitel als eBook zum Download: Franka Ellen Wittek – Räume für eine neue Arbeitswelt (PDF)
Räume für eine neue Arbeitswelt von Franka Ellen Wittek ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
Design: Sonja Leppin
Illustrationen: Susanne Kasper